t4 Alt • • 00,04 T lit ) 1 I I • . Der ehem alige Bahnhof in Ham m von Westen, nach 1850; Lithographie von Carl Hertzog im Besitz des Gustav-Liibcke-Museum s. An einem Sonntagvorm ittag: Mit dem Suppentopf zum Bahnhof Ein aufschlußreicher Bericht, der über ein alltägliches Ereignis im spät en Herbst des Jahres 1850 bericht et , wurde im Ham m er Stadtarchiv entdeckt. Wir veröffentlichen den Artikel in Ausdrucksweise und auch Rechtschreibung der dam aligen Zeit , um ihn nicht seiner Ursprünglichkeit zu berauben. Die sonnt ägliche Ruhe des heutigen Vorm ittags (1. Dezem - ber 1850) unterbrach die Schelle des Ausrufers, welcher den neu- gierig Horchenden verkündete, daß der Mit t agszug der Köln- Mindener Bahn uns das Soester Landwehr- Bat aillon zuführen und die Einwohner hiesiger 30 Stadt aufgefordert würden, die Landwehrm änner m it warm er Suppe zu erfreuen. Es m ag m anche m agist rat liche Anord- nung durch den Mund des Ausrufers zur Nachachtung m it- get heilt , wohl keine aber so schnell, so freudig ausgeführt worden sein, als obige Bit t e des Magistrats; denn m an hatte das Signal des ankom m enden Zuges noch nicht vernom m en, und schon ström ten lange Züge die West st raße ent lang dem Bahnhofe zu. Unter den Schaulustigen be- fand sich eine sehr große Zahl, bei denen m an aus den m it Victualien ( Lebensm itteln) ge- füllten Körben, die sie m it sich führt en, ent nehm en konnt e, daß sie die Landwehrm änner als liebe Gäste em pfangen woll- t en. Neben den Trägern von m ächtigen dam pfenden Kesseln sprangen lust ig Knaben und Mädchen, welche But t erbröt e, Messer, Löffel und Gabeln tru- gen; unter m anchem seidenen Dam enm antel guckte schelm isch ein niedliches Körbchen hervor, das nicht zum Aufbewahren von St rickzeug best im m t war, und die Rocktaschen vieler zum Bahnhofe Eilenden waren statt m it Pfeife und Tabaksbeut el m it derben But t erbröt en und Schinken gefüllt. Wenn auch des Sonntags m anche Haushaltung sich auf Gäste einrichtet, so wa- ren so viele doch sicher nicht erwartet und wenn auch m anche sorgliche Mut t er dadurch zu geschäft igerer Eile get rieben 171771:zyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA ri:;177v . • worden sein m ag, daß sie einen der I hrigen unt er den Wehr- m ännern hatte, — m anch Bräut- chen darum das Feuer tüchtiger geschürt, weil sie das Mahl für ihren Bräutigam bereitete, — so blieben doch auch die Uebrigen, welche kein so nahes I nteresse hatten, nicht zurück. Auf dem Bahnhofe angelangt, zeigte sich bald das rege Leben eines Bivouaks ( Feldlager) , der Plat z wim m elt e von Milit är, Neugierigen und Bewirthenden. Bunt lief alles Durcheinander, Bekannt e sucht en und fanden sich; m anche Frau, m anche Braut , Elt ern und Geschwist er vergaßen für den Augenblick über der Freude des Wieder- sehens den vor Kurzem gehabten Schm erz der Trennung. Der erst e Eindruck war ein durch- aus freudiger. Jetzt ging es an die im provisirt e Tafel; ohne viele Um stände diente hier der Fußboden, dort die Trom m el, irgendeine beliebige Bank zum Tisch; hier kniet en die Wehr- m änner um dam pfende Kessel, dort hielt en die Geber den Wehrm ännern die Töpfe, und freuten sich, wenn's m undete. Dazwischen tönten Hörner und die Trom m eln; sie riefen aber nicht die sich Labenden zum Aufbruch; die liebe Jugend war es, welche sich dam it ihr Am üsem ent verschafft e. Wohl können wir sagen, daß Keiner des ganzen Bat aillons, gleichviel ob es hier Angehörige hat t e oder nicht , ungesät t igt geblieben, im Gegentheil sahen wir noch Viele, die ihre Speise nicht am Mann bringen konnten, m it den vollen Körben wieder heim ziehen. Die Wehrm änner waren sicht- lich erfreut über den gut en Em pfang; gegen 4 Uhr m ahnten die Hörner und Trom m eln zum Aufbruch; — wir wollen j edoch nicht bei der nun verändert en Scene des Abschieds, den hier Eltern, Geschwister und Braut- paare, dort die Frau, welche aus den Arm en des Mannes das Kindchen, welches er auf kurze Zeit wieder herzen konnt e, zurückem pfing, verweilen, wir wollen vielm ehr in den hellen Ruf, m it dem das Bat aillon, als es die Waggons der West - fälischen Eisenbahn best ieg, seinen Dank ausdrückt e, den gewiß von Allen get heilt en Wunsch eines frohen Wieder- sehens m ischen. v.Sch.